So, auf vielfachen Wunsch beginne ich heute mit „Unterricht“ – also ein paar Hintergrundinformationen zum Thema Klebstoffe.
Ich wünsche angenehmen Lesegenuss!
Physikalisch abbindende Klebstoffe
sind Klebstoffe, bei denen der fertige Klebstoff, das heißt das Polymer, auf die zu verklebenden Teile aufgebracht wird. Zuerst wird das Polymer in eine verarbeitbare Form gebracht (aufgelöst, dispergiert, geschmolzen), um später im Klebespalt wieder zu verfestigen.
Hierzu werden physikalische Verfahren angewendet (s.o.), d.h. die Aushärtung erfolgt durch Verdunstung bzw. Erkaltung und kann in der Regel mit dem gegenteiligen Verfahren meistens wieder rückgängig gemacht werden.
Zur Veranschaulichung:
Die Klebstoffmoleküle sind als lange Molekülketten im Klebstoff enthalten. Entweder als echte Lösung oder als Dispersion (Teilchen liegen nebeneinander). Beim Abbinden entweicht die Flüssigkeit, die Makromoleküle verknäulen sich und bilden eine zähe Masse, die immer härter wird.
Der Klebstoff trocknet einfach.
Das Polymer verklebt nach Ende der Trockung die Einzelteile z.B.: Nass- Kontaktkleben + Dispersion).
Weitere physikalische Verfahren sind Schmelzkleben und Haftkleben.
Lösemittelhaltige Nassklebstoffe
Bei lösemittelhaltigen Nassklebstoffen liegt das Polymer in organischen Lösemitteln gelöst vor. Die Lösung wird in der Regel aufgespritzt oder gepinselt. Das Fügen erfolgt, solange noch genügend Lösemittel in der Klebschicht vorhanden sind, um die Oberfläche des zweiten Fügeteils zu benetzen. Durch Verdunsten der Lösemittel bindet der Klebstoff ab. Er wird zäher und verfestigt sich durch die physikalischen Wechselwirkungen zwischen den Polymerketten.
Typische Lösemittel sind z. B. Ethylactat, Aceton, Spezialbenzin, Toluol uvm.
Zum Diffusionskleben thermoplastischer Kunststoffe, auch Kaltschweißen genannt, werden sie auch verwandt. Hierbei müssen beide Klebflächen mit dem Klebstoff bestrichen werden, der ein Lösemittel enthält, welches die Oberfläche der Fügeteile anzulöst. Kurz danach werden die beiden Fügeteile zusammengefügt unter Druck oder fixiert).
Die Polymerketten der angelösten Oberfläche durchdringen sich und miteinander verknäulen. Nach Entweichen des Lösemittels entsteht eine Verbindung, die rein auf Kohäsionskräften beruht. Bis zur Endfestigkeit kann es einige Tage dauern.
Einsatzgebiete und Grenzen (Risiken)
Lösemittelklebstoffe sind multifunkional einsetzbar und verkleben eine grosse Anzahl unterschiedlichster Materalien. Oftmals werden sie als Universalklebstoffe angeboten.
Lösemittelklebstoffe haben gute Benetzungseigenschaften (auch bei niederenergetischen Materialien) und erreichen nach dem Verdunsten schnell hohe Anfangsfestigkeiten (Handhabungsfest). Sie sind in der Regel alters-, witterungs- sowie chemikalienbeständig.
Einige sind sogar beständig gegen Weichmacher und Treibstoffe. Sie haben ein breites Temperaturspektrum von -40°C bis 90°C, einige sogar bis 120°C (Spezialeinstellungen bis 160°C)
- spannungsrissempfindliche Materialien wie zum Beispiel Polycarbonat sollten vor Anwendung getestet werden, da die einige Lösemittel Spannungsrisse auslösen können.
- Bei großen Klebflächen sollte mindestens ein Substrat lösemitteldurchlässig sein, da das vollständige Aushärten der Verklebung lange dauern kann (bis zu einigen Tagen oder Wochen).
- Lösemittelbelastung bei der Verarbeitung
Erste Lektion gemeistert. SUPER!
Francis Dercourt meint
Hallo Michael
Ich muss für eine Reparatur sehr kleine Messing-Plättchen (12 x 2 mm) auf Kunststoff , aber auch teilweise untereinander kleben.
Ich habe es mit cyanolit versucht, aber es hält nicht.
Kannst du mir einen Tipp geben?
Vielen Dank
Francis
Michael Windecker meint
Hallo Francis,
auch Dir muss ich einige Fragen stellen um dein Problem lösen zu können. Der Versuch mit einem Cyankleber war eigentlich schon ein guter Einstieg.
Welcher Kunststoff liegt vor ? Messing lackiert/beschichtet ?
Was wird das Endprodukt sein?
(Belastbarkeit/Medienbeeinflussung)
Gereingt? Mit was?
Leider sind bei vielen Kunststoffen die Oberflächenspannungen sehr gering, so daß keine ausreichende Benetzung durch den Klebstoff erzielt wird. Auch Trennmittel könnten eine Verklebung behindern. Bitte gib uns mehr Details um das Problem zu lösen
Danke
Michael
Francis Dercourt meint
Hallo Michael
Also, was für ein Kunststoff, das weiss ich leider nicht. Ich kann nur sagen dass es hart ist.
Das Messing ist unbehandelt (glaube ich)
Es ist eine Reparatur: Ein Gerät, arbeitet mit Vakum. Der Kopf besteht aus 2 Teile, verbunden mit „Bügelveschluß“ so etwa wie der Verschluß von ein Reisekoffer. Diese 2 Teile, bzw. die Elektroden werden dadurch zusammen gepresst. Und da liegt das Problem: Der Verschluss ist zu locker, die Elektroden haben zu wenig kontakt. Wenn ich eine dünne Platte auf der Verschluß anbringe, gibt es mehr Druck und dann geht alles bestens.
Etwas schwierig zum erklären das Ganze 🙂
Ich hoffe du kannst damit etwas anfangen
Gruss, Francis