Es geht wieder los. Die Caravans und Reisemoblie werden für die erste grosse Ausfahrt aufgerüstet. Als intensiver Leser verschiedener Foren rund um den Wohnwagen (z.B.: wohnmobilforum.de, campen.de, motor-talk.de …) fallen mir immer wieder Diskussionen rund ums Dichten bzw. Kleben auf.
Unterschiedlichste Weltanschauungen treffen hier oftmals aufeinander, von Silikon über Polyurethan (Sika) bis zum Butyl (Dekalin), ist alles vertreten.
Bei Beratungen (persönlich oder telefonisch) durch unsere Techniker werden (vereinfacht) mehrere Punkte abgeklärt:
- Was wird es wenn es fertig ist? (Endprodukt)
- Einsatzgebiet (Bau, Auto, etc), Temperaturbereich, Belastung durch Medien (Wasser, Säure, Laugen, Fette, … )?
- Möchten Sie primär Dichten oder Kleben* (Kraft übertragen)?
- Wie soll der Dicht- bzw. Klebstoff aufgetragen werden? (Maschine oder Hand)
- Müssen Sie die Verklebung evtl. demontieren/lösen (z.B. zur Reinigung,Pflege,Reparaturfall)?
- Haben Sie entsprechende Auftrags- und Abluftvorrichtungen? (bei gewerblichem Auftrag)
Beim Einbau von Dachhauben, Luken, Klappen am Wohnwagen, Caravan, Reisemobil sind die nachfolgende Antworten ausschlaggebend und entscheidend:
Dachhaube oder Luke(1) im Womo oder Wowa(2) mit einer Temperaturbelastung von -20° bis +80°C sowie Wasser (auch Salzwasser) und evtl. Laugenbelastung. Die Einbauten werden durch Schrauben fixiert, so dass schwerpunktmässig das Dichten(3) im Vordergrund steht. Die Dichtungsmasse soll per Hand(4) aufgetragen werden und die Verbindung soll im Reparaturfall(5) oder zur Erneuerung wieder demontierbar sein (ohne Schäden am Caravan).
Aufgabe: Eine Dichtungsmasse mit mittlerem Temperaturstand und Bestand gegen Umwelteinflüsse evtl. einfach wieder demontierbar (ohne Schäden/rückstandslos).
PU erfüllt Vorgaben großteils. Vorteil: überträgt Kräfte. Nachteil: Härtet aus und ist nur mit Schäden demontierbar. Zusätzlich tauchen oftmals Probleme mit der UV-Strahlung auf.
MS-Polymere ergeben in der Regel ebenfalls kräftschlüssige Verklebungen und sind ähnlich schlecht zu demontieren. Ihre UV-Beständigkeit und das Elastizitätsmodul sind im Vergleich zum PU wesentlich verbessert.
Silicon erfüllt Vorgaben großteils. Vorteil: leichte, günstige Beschaffung. Nachteil: Fungizide Einstellung lässt mit der Zeit nach (Schimmel,Stock), um das Umfeld ist kleben, Dichten und lackieren fast unmöglich. Essigsilicon kann zu Lochfrass bei Alu führen.
Butyl-Dichtungsmassen erfüllen obige Anforderungen am Besten. Sie sind extrem dicht und haben sehr gute UV- und Witterungsbeständigkeit. Für den Caravan Sektor wurden spezielle abtupfbare, dauerplastische Dichtungsmassen (DEKAseal 8936) entwickelt. Diese kann man nach dem Ablüften (ab 30min – je nach Witterung) mit sich selbst abtupfen – Analog zu Knete oder Playdoh (so heißt es heute). Es bildet kleine Kügelchen mit denen der Rest aufgenommen wird. Bei Problemen einfach mal bei den Kids zugucken.
Puh – das war jetzt mal ordentlich Theorie!
In einem der nächsten Artikel werden wir dann praktischer – versprochen.
Bis dahin 🙂
Hans Suess-Wienau meint
Hallo, ich habe durch Ihren Beitrag dazugelernt. Mein 50 Jahre alter Wohnwagen ist an einer kleinen Stelle am Dach undicht. Welches Material ist das derzeit Beste auf dem Markt? Wo kann ich es kaufen (München und Umgebung)
Im Voraus vielen Dank für den Rat.
Hans Suess-Wienau
Tel. 089-472755